Grenzen und Übergänge von Beratungs- und therapeutischen Prozessen
Die geistige Signatur menschlicher Gebrechlichkeit erkennen lernen
Biografiearbeit dient als allgemeine Lebensberatung Menschen, die sich an Wendepunkten, in Phasen des Übergangs oder der Neuorientierung befinden. Mit der systematischen Betrachtung des gelebten Lebens trägt sie zur individuellen Sinnfindung bei und wird auch als Hilfe zur beruflichen Neuorientierung sowie der Bearbeitung von Lebenskrisen oder eines Krankheitsschicksals eingesetzt. Ziel des Beratungsprozesses ist es, zur Ich-Stärkung und, im Sinne der Salutogenese (Gesundheits-Entwicklung), zur Verstärkung des individuellen Kohärenzgefühls – des sich “im Einklang mit den Lebensumständen Erlebens” – beizutragen. Dadurch werden innere Gesundungs- oder Selbstheilungskräfte gefördert und in diesem Sinne wirkt Biografiearbeit gesundheitsfördernd und gesundend, sie ist aber keine Therapie. Ob biografisch-therapeutisch gearbeitet werden kann, hängt davon ab, ob der jeweilige Berater therapeutische Qualifikationen hat.
Zu Beginn jedes Beratungsprozesses stellt sich die Frage, ob beratende Biografiearbeit angezeigt ist, oder ob der nach Beratung Fragende mehr Hilfe als Lebensberatung braucht und wenn ja welche. Zur Klärung dieser Fragen leistet diese Modul der Weiterbildung Biografie- und Gesprächsarbeit einen Beitrag.
Das Seminar zielt nicht darauf ab das Behandeln zu lernen, sondern darauf wesentliche Indikatoren und Phänomene kennenzulernen, die Hinweise auf eine behandlungsbedürftige Krise geben. Insbesondere sind solche Krisen zu berücksichtigen, bei denen “aufdeckende Methoden” wie zum Beispiel Biografiearbeit verschlechternd wirken. Beratende Hilfe kann aber auch darin bestehen, jemandem dabei zu helfen, den Weg zu einer adäquaten Behandlung zu finden. Möglich ist auch “adäquate Behandlung mit zusätzlicher Begleitung”, aber nicht “Begleitung anstelle von Behandlung”.
Im Weiteren trägt das Seminar dazu bei, ein besseres Verständnis für geistig-seelische Krisen zu entwickeln, um Menschen in solchen Situationen besser verstehen und begleiten zu können. Dazu knüpfen wir an eigenen biografischen Erlebnissen an. Im Kleinen kennen wir alle Krisen, die sich im Großen als seelische-geistige Störungen manifestieren können. Die Ergebnisse unserer individuellen Reflexionen werden in Kleingruppen ausgetauscht, dort nach vorgegebenen Hinweisen und Fragen vertiefend bearbeitet und im Plenum zusammengetragen.
Das Seminar richtet sich an Beratende oder im Übergangsbereich zwischen Beratung und Therapie Tätige.