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Modul 2-3: Proben und Schwellen

Für die Einweihung durch das Leben erwachen

Mit Umbruchs-, Abbruchs- und Übergangssituationen umgehen lernen

In Mozarts “Zauberflöte” werden Proben (Feuer-, Wasser-, Luft-Proben) als Bestandteile eines vorbereiteten und begleiteten Einweihungsprozesses dargestellt, wie er in alten Mysterienschulen durchlaufen wurde, um ausgewählte Menschen willkürlich auf übersinnliches Wahrnehmen vorzubereiten. Dies wurde nötig, da die bisher un-willkürliche Verbindung der Menschen mit der geistigen Welt, mit zunehmender Individualisierung schwächer wurde. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird die unwillkürliche Verbindung wieder stärker und die “Haut” oder “Schwelle”, die unser Alltagsbewusstsein vom unmittelbaren Erleben geistiger Einflüsse trennt wird dünner oder durchlässiger. Durch Meditation, Ekstase (Tanz, Kicks), Schockerlebnisse (Trauma als “Einweihung”), Drogen, Naturerlebnisse oder auch scheinbar ganz alltägliche Begebenheiten erleben Menschen plötzlich und un- vorbereitet und teilweise unbemerkt eine andere Wirklichkeit. Geisteswissenschaftlich interpretiert könnten sie die Schwelle zur Geistigen Welt überschritten und ein Schwellenerlebnis gehabt haben.
Mit den in den Mysterienschulen ritualisierten Proben scheint es sich so zu verhalten, wie mit den Schwellenerlebnissen: Sie treten zunehmend unwillkürlich im Kontext von Alltagsereignissen auf. Der Alltag, vor allem der Raum zwischenmenschlicher Begegnungen wird zur “Mysterien Stätte”.

Im Seminar wollen wir zunächst solche Alltagserlebnisse in unseren Biographien aufsuchen, die Ähnlichkeiten mit den Proben haben: Das Gefühl durch das Feuer zu gehen, von einer Welle fortgeschwemmt zu werden oder den Boden unter den Füssen zu verlieren und in der Luft zu hängen, kennt vermutlich jede*r.
Von diesen Phänomenen ausgehend wird die Betrachtung auf Schwellenerlebnisse ausgeweitet. Solche Ereignisse werden zum Beispiel als “kurz daneben” oder “ausser sich Sein” wahrgenommen. Sie können beängstigend oder beglückend wirken, manche haben tiefgreifende Folgen bis zur körperlichen oder seelischen Erkrankung. Die amerikanische Psychotherapeutin und Theologin Caroline Myss spricht in diesem Zusammenhang von “Spiritual Madness” (geistiger Verrücktheit), die als gesundes Übergangsphänomen eines Bewusstseinserweiterungsprozesses auftritt. Der österreichische Philosoph Rudolf Steiner (1861-1925) wies darauf hin, dass die sich entwickelnden neuen emphatischen und geistigen Wahrnehmungsfähigkeiten des Menschen zu einem Anwachsen von Angst, Illusionen und Wahn führen können, wenn sie nicht erkennend-wahrgenommen, verstanden und bewusst integriert werden. Er prägte in diesem Zusammenhang den Begriff des “unbewussten Schwellenübertrittes” der Menschheit, der sich nach seinen Hinweisen seit dem Beginn des 20.Jahrhunderts graduell innerhalb unseres Alltagsbewusstseins vollzieht.

Die Übergänge vom Schwellenerlebnissen, die in der Regel auch spirituelle Erlebnisse sind, zur Psychose scheinen fliessend zu sein und die sich daraus ergebenden weiteren Fragen führen thematisch auf das später folgende Seminar “Aspekte seelisch-geistiger Gesundheit und Krankheit” hin.

Um zu vermeiden, dass wir den Boden unter den Füssen verlieren, werden wir uns mit Schwellen-Phänomenen befassen, die die Charakteristika der “Feuer-, Wasser- und Luftprobe” aufweisen. Als Referenzpunkte dienen uns dabei die jeweils als Grundlegung erarbeiteten Phänomenologie der Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft.
Diese werden wir als Kontext für geistige Erlebnisse einsetzen, mit dem Ziel diese zu ordnen und so besser zu bemerken und zu verstehen.

Sie können sich unabhängig von der Weiterbildung Biografie- und Gesprächsarbeit zu diesem Modul anmelden. Zur Vorbeeitung erhalten Sie die Fernlerneinheit.